Diagnostisches Vorgehen

Bei den unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) unterscheidet man zwischen Arzneimittelunverträglichkeit  und Therapieversagen. Arzneimittelunverträglichkeit äußern sich zumeist in starken Nebenwirkungen, die unter anderem durch eine zu hohen Wirkstoffspiegel verursacht sein können. Bei einem Therapieversagen tritt keine ausreichende Medikamentenwirkung ein. Dies kann unter anderem durch einen zu geringe Wirkstoffkonzentration bedingt ist, so dass der therapeutische Wirkspiegel des Medikaments nicht erreicht wird. Sowohl die Arzneimittelunverträglichkeit als auch das Therapieversagen können verschiedene Ursachen haben. Neben Arzneimittelinteraktionen spielt die individuelle genetische Disposition des Patienten eine Rolle. Insbesondere Varianten in den Genen der am Stoffwechsel eines Medikaments beteiligten Proteine, die zur Veränderung der Enzymaktivität oder Transporterkapazität  führen, sind diagnostisch relevant.

Einige Enzyme und Transporter können genetisch untersucht werden. Es muss dabei beachtet werden, dass Medikamente verschiedene Abbauwege benutzen, so dass die Bestimmung eines Metabolisieretyps immer nur für das jeweilige untersuchte Enzym gilt.

Diagnostische Pfade

Zur Klärung der Ursache unerwünschter Arzneimittelwirkungen oder Therapieversagen ist es wichtig zu eruieren, ob sie durch Allergien, Über- oder Unterdosierungserscheinungen und/oder genetische Disposition bedingt ist. Dabei spielt die Anamnese, die Prüfung möglicher Arzneimittelinteraktionen, das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) sowie ggf. eine pharmakogenetische Diagnostik eine wichtige Rolle. Ein mögliches Vorgehen zeigen die diagnostisches Pfade:

Pharmakogenetik Flussdiagramm Flussdiagramm zur pharmakogenetischen Diagnostik bei Arzneimittelunverträglichkeit
Pharmakogenetik Flussdiagramm Flussdiagramm zur pharmakogenetischen Diagnostik bei Therapieversagen
Nein Nein Arzneimittelunverträglichkeit Kann die Unverträglichkeitauf eine allergische Reaktionzurückgeführt werden? Ja Nein Wurden im Zeitraum des Auftretens der Arzneimittel-unverträglichkeit mehrere Medikamente eingenommen? Ja Prüfung ob die Arzneimittelunverträglichkeitauf eine Interaktion dereingenommenen Medikamentezurückzuführen ist Eine pharmakogenetische Untersuchung ist bei allergischenReaktionen nicht indiziert Wurde eine Interaktion vonMedikamenten festgestellt? Ja Alternative Medikation überprüfenum eine Interaktion zu vermeidenbzw. Dosisanpassung prüfen Prüfung welche Enzyme an derVerstoffwechslung des Medikamentsbzw. der Medikamente beteiligt sind Sind Enzyme an der Verstoffwechslung beteiligt, diegenetisch untersuchbar sind? Ja Nein pharmakogenetischeUntersuchung Ursache der Arzneimittel-unverträglichkeit derzeitnicht aufklärbar Messung des Wirkstoffspiegelsmittels TDM Wurde ein zu hoherWirkstoffspiegel nachgewiesen? Ja Nein Symptome sind nicht aufÜberdosierungseffektezurückzuführen Therapieversagen Prüfung welche Enzyme an derVerstoffwechslung des Medikamentsbzw. der Medikamente beteiligt sind Sind Enzyme an der Verstoffwechslung beteiligt, diegenetisch untersuchbar sind? Ja Nein pharmakogenetischeUntersuchung Ursache des Therapieversagensderzeit nicht aufklärbar Messung des Wirkstoffspiegelsmittels TDM Wurde ein therapeutischausreichender Wirkstoffspiegelnachgewiesen? Enzymatische Verstoffwechslung nichtursächlich für Therapieversagen Liegt eine Non-Compliancedes Patienten vor? Gespräch mit dem Patientenüber die Medikamenteneinnahme Nein Wurden im Zeitraum des Auftretens des Therapieversagensmehrere Medikamenteeingenommen? Ja Prüfung ob dasTherapieversagenauf eine Interaktion dereingenommenen Medikamentezurückzuführen ist Wurde eine Interaktion vonMedikamenten festgestellt? Ja Alternative Medikation überprüfenum eine Interaktion zu vermeiden Ja Ja Nein Nein Nein