Wissenschaftlicher Hintergrund
CYP2D6 ist am Metabolismus von ca. 20 - 30% der gebräuchlichsten Arzneistoffe, wie z.B. Psychopharmaka, Neuroleptika und Betablocker beteiligt.
Verschiedene Varianten im CYP2D6-Gen führen zu einer verminderten oder fehlenden Enzym-Aktivität, wodurch phänotypisch der "intermediäre" bzw. "langsame Metabolisierertyp" entsteht. Bei beiden Phänotypen können unter Normdosierung von CYP2D6-Substraten unerwünschte Arzneimittelreaktionen auftreten. Eine Dosisreduktion (s. Abb.) kann hier zur Minderung von Nebenwirkungen führen und damit den Therapieerfolg begünstigen. In der mitteleuropäischen Bevölkerung sind die Allele CYP2D6*3, *4, *5, *6 *9 und *41 von besonderer Relevanz. Der Anteil des "langsamen Metabolisierertyps" innerhalb der kaukasischen Bevölkerung beträgt ca. 7%, der des "intermediären Metabolisierertyp" ca. 40%.
Dosisanpassungen für CYP2D6-Substrate auf Basis des Metabolisierertyps (mod. nach Kirchheiner et al, Mol Psychiatry 9:442, 2004)
Der "ultraschnelle Metabolisierertyp" (CYP2D6*XN-Allel) weist eine erhöhte Enzymaktivität auf und ist mit Therapie-Resistenzen assoziiert. Unter Normdosierung von CYP2D6-Substraten wird häufig keine ausreichende Wirkung erzielt (Non-responder-Typ; Inzidenz ca. 7%). Eine Dosiserhöhung kann in diesen Fällen den Therapieerfolg begünstigen.
Weitere Wirkstoffe mit Assoziation zum CYP2D6-Genotyp sind z.B. Tamoxifen, Eliglustat und verschiedene Opioide. Informationen hierzu finden Sie auf den entsprechenden Seiten.
Wirkstoff | Substanzklasse |
---|---|
Amitriptylin | trizyklisches Antidepressivum |
Alprenolol | Betablocker |
Aripiprazol | Neuroleptikum |
Atomoxetin | NARI |
Carvedilol | Betablocker |
Desipramin | trizyklisches Antidepressivum |
Doxepin | trizyklisches Antidepressivum |
Eliglustat | Glucosylceramid-Synthase-Inhibitor |
Flecainid | Antiarrhythymikum |
Flupentixol | Neuroleptikum |
Fluphenazin | Neuroleptikum |
Haloperidol | Neuroleptikum |
Imipramin | trizyklisches Antidepressivum |
Lisdexamfetamin | Sympathomimetikum (Amphetamin) |
Metoprolol | Betablocker |
Mianserin | tetrazyklisches Antidepressivum |
Nortryptylin | trizyklisches Antidepressivum |
Paroxetin | SSRI |
Perphenazin | Neuroleptikum |
Promethazin | Neuroleptikum |
Propafenon | Antiarrhythymikum |
Risperidon | Neuroleptikum |
Tamoxifen | Antiöstrogen |
Thioridazin | Neuroleptikum |
Timolol | Betablocker |
Tramadol | Opiod |
Trimipramin | trizyklisches Antidepressivum |
Venlafaxin | SNRI |
Zuclopenthixol | Neuroleptikum |
Literatur
Swen et al. 2011, Clin Pharmacol Ther 89:662 / De Gregori et al. 2010, Curr Drug Metab 11:276 / Neafsey et al. 2009, J Tox Env Health Part B, 12:334 / Goetz et al. 2008, Clin Phar Ther 83:160 / Seeringer et al. 2008, Internist 49:877